Volkersstimme

Wer lesen kann – und das können offensichtlich nicht viele – kann aus dem Kalender zu den Tagesangabe noch folgende Zusatzinformationen entnehmen: Reformationstag (heute), Allerheiligen (morgen), Allerseelen (übermorgen).

Zusammenfassung: Wer lesen kann, kann dem Kalender Allerlei entnehmen, nur nichts was auf das in Amerika übliche Halloween hindeutet. Das steht nicht einmal Alloween. Kürbise aushölen, ok, aber eine abseits des Faschingsraumes abgehaltene Verkleidungsorgien veranstalten ist nicht gestattet – zumal das hiesige Halloween, Ungläubige mögen es bitte selbst recherchieren, eine höchst kommerzielle und hier nicht tradierte Angelegenheit ist. Stichwort: Irak-Krieg. Und man will jetzt nicht hören, von Böses verteiben und ähnliches. Wer etwas gegen das Böse und Finstere tun möchte, der sollte für eine Börsentransaktionssteuer eintreten.

Der Blick auf die politische Karte Amerikas zeigt aktuell viel rot. Rot heißt: hier wird mit einem Sieg des republikanischen Kandidaten gerechnet. Dann gibt es wenig blau. Blau bedeutet: hier wird der richtige Kandidat gewählt. Da die rot gekennzeichneten Staaten nur wenige Einwohner bereithält, die blauen hingegen fast schon bersten, täuscht der erste Blick auf die Karte. In Wirklichkeit sieht es nach einem Kopf an Kopf Rennen aus. Daher konzentriert sich jetzt der Wahlkampf der Bewerber auf die sogenannten Swing-States. Damit sind nicht die Staaten gemeint, die der Tanzmusik der 1930er Jahre anhängen. Auch sind es nicht diejenigen, die von Hurrican Sandy ordentlich ins Schwingen versetzt werden. Vielmehr sind es die unentschiedenen Staaten, wo sich kein Kandidat eines Sieges sicher sein kann. Allerdings bringt jetzt die angesprochenen Sandy die geplanten Wahlkampftermine durcheinander. Möglicherweise wird sich bei der ein oder anderen Veranstaltungen mehr als ein Sturm der Begeisterung erheben. Die Deutschen erinnern sich der Oderflut von 2002. Dank beherzten Auftretens vor Ort mit schönen gelben Gummistiefeln konnte sich Schröder bei der im Anschluss stattfindenden Bundestagswahl mit einer Nasenspitze den Sieg sichern. Vielleicht kann Sandy Barack Obama auch über die Ziellinie blasen (wobei im Zusammenhang mit „Blasen“ bei demokratischen Präsidenten bitte Vorsicht walten lassen).

Ein überfahrerner Igel macht noch keinen Winter. Dennoch sollte man sich so langsam mit seinen Weihnachtsvorbereitungen beginnen. Viele Gaststätten nehmen ab dem 21.September schon keine Weihnachtsfeiern an. Lebkuchen, Nikuläuse und verschiedensten Weihnachtstand kann man bereits seit Ende der Sommerferien erstehen, während jetzt genaugenommen der Zeitpunkt um Winterkliedung einzukaufen schon vorbei ist. Äußert man im textilen Einzelhandel einen entsprechenden Wunsch, wird man nicht selten ausgelacht. Da wird schon die Frühjahrskollektion aufgezogen. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass das Weihnachtsgeschäft jedes Jahr ein paar Tage noch vorne gezogen wird. Wen dem tatsächlich ist, so hat man zumindest die Hoffnung dass in einer nicht allzu fernen Zukunft die ersten Schokonikoläuse tatsächlich im Advent in die Schaufenster kommen – wenn auch für das Weihnachtsfest des darauffolgenden Jahres.

Aus ist, weils besser ist. Die Sommerzeit nimmt ihren Hut, sagt servus, tschau, pappa. Der Arbeitnehmer freut sich, denn dieser administrative Kniff bringt einem eine Stunde mehr Nachtruhe. Außer man ist ein Arbeitnehmer, der gleichzeitig Elterngeldbezieher ist, den der kleine Leo-Kevin kennt leider noch keine administrativen Kniffe. Er wacht nach genau 9 Stunden Schlaf auf, egal was Papas atombetriebener Funkwecker anzeigt. Wer keine Kinder hat, kann dennoch Pech haben, denn aktuell wird das Opferfest gefeiert, bei dem Freunde und Föderer Muhameds bis in die frühen Morgenstunden ausgelassen (und angetrunken ?) feiern.

Wenn man sagt, das deutsche Parteiensystem sei in Bewegung, wäre dies, gelinde gesagt, eine veritable Untertreibung. Eher befindet sich die Institutionen der politischen Willensbildung im Schleudergang. Potentielle und rechnerische Koalitionen haben kaum einen Wimpernschalg bestand, weil sich Größenverhältnisse im Minutentakt ändern und ein Enstehen und vergehen von Parteien im Zeitraffer abläuft. Die FDP im Sturzflug, die Grünen mal mehr mal wenigern, aber tendentiell immer aufwärts, die Freien Wähler vielleicht, oder dann doch nicht. Und schließlich die Piraten: sie versuchen wohl gegenwärtig eine Silvesterrakete zu imitieren. Mit Power nach oben um kurz darauf pulverisiert zu verlöschen. Neu auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit: die CSU, die sich anschickt mit einer eigenwilligen Intepretation des Grundrechtes der Pressefreiheit, die sicher geglaubt absolute Mehrheit in Bayern wieder zu verblödel. Es gibt nur einen Fels in der Brandung, der unbeeindruckt schon ewig bei stabil 7-8% verharrt sind witzigerweise die Linken. Die noch vor ein paar Jahren als ostaligische Regionalpartei verlacht wurde und deren Verschwinden aus dem deutschen Parteienspektrum (übrigens auch von Vertretern der Politikwissenschaft) mehr als sicher galt.

Warum liest man in vielen Parkhäusern in großen Lettern den Hinweis: „Erst zahlen dann ausfahren“ ? Ist die umgekehrte Reihenfolge auch möglich? Gab es damit vielleicht sogar schelchte Erfahrungen? Wird das etwa in anderen Kulturkreisen anders gehabt?

„Es ist nicht alles Gold was glänzt“ muss Hotte Seehofer gestern noch gedacht haben und den Bundesbankern viel Glück bei der Suche nach den in aller Herren Ländern verstreuten deutschen Goldreserven gewünscht haben. Heute ist sein Motto eher: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Jetzt soll doch tatsächlich der CSU-Sprecher Strepp Einfluss auf die Berichterstattung von ARD und ZDF nehmen wollen. Stein des Anstoßes war der Parteitag der bayrischen SPD, dessen mediale Erwähnung er gerne verhindert gewusst hätte. Aufgeflogen ist es erst, als der qangerufene Redakteuer aufhorchte („Bayrische SPD? Was ist denn das?“). Als Vorgriff auf die FensationelleFreitagsFrage kann man hier nur sagen: Was reimt sich schon auf Strepp?

Jetzt ist endlich das letzte Duell vorbei. Wegen dieser amerikanischen  Auseinandersetzungen  (Tysen – Holyfield, Obama – Romney) dürfen wir uns hier im alten Europa die Nächte um die Ohren schlagen. Das könnte man sich schenken, wenn die amerikanischen Präsidentschaftswahlen hier in Deutschland stattfinden würden. Da käme Obama auf 98% Stimmen. Ein Ergebnis das man seit Honecker hierzulande nicht mehr gesehen hat.

Armstrong werden alle Titel aberkannt. Ups, mag der eine da Schlucken, bedeutet dies, dass jetzt Buzz Aldrin der erste Mensch auf dem Mond war? Theoretisch, zumindest wenn es sich hier um die Mondlandung handeln würde. Es geht aber um den Radsport, dem größten Testlabor der pharmazeutischen Industrie. Und da kann man den Titel nicht einfach an den zweiten weiterrreichen, denn auch der zweite wurde bereits diverser Dopingvergehen überführt. Vom Dritten gar nicht zu Reden. Wenn man die Fahrerliste auf der Suche nach einem ungedopten Pedaleur durchforstet wird man wohl erst bei den Fahrern der Begleitfahrzeuge fündig. Die hatten aßer Alkohol nichts weiter im Blut.

Im deutschen Südweste, so liest man bei Max Goldt, sei ein Loch zugange, in dem die schwäbische Meteropole läge. So weit so richtig. Hat bislang außerhalb des Loches nicht Viele interessiert. Geändert hat sich das, als die Loch-Thematik von der Deutschen Bahn aufgegriffen wurde. Das Ansinnen des Mobilitätsdienstleisters, den dortigen Bahnhof in den Keller zu verbannen hat bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Weiter gings mit dem ersten Grünen Ministerpräsidenten der sich in der Villa Reizenstein (Halbhöhelnlage, guter Blick ins Loch) an die Amtsgeschäfte macht. Und jetzt kommt mit Fritz Kuhn der erste Grüne OB auf den Chefsessel einer Landeshauptstadt. Und das wohlgemerkt nicht in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg, sondern in einem Bundesland, das eine Ausbildung als schwarze Bastion gemacht hat. Seehofer, auch wenn er beim CSU-„Arbeitsparteitag“ den saturierten Zampano gab, beginnt schon zu zittern.