Archive for September, 2013

Lobgesang auf Kipsang

Montag, September 30th, 2013

Nix Eile mit Weile. Hurtig, hurtig, schwarzer Mann. Wilson Kipsang stellt beim Berlin-Marathon einen neuen Weltrekord auf. Für den Sieg und den Rekord erhält er eine Prämie von 90.000 Euro. Das macht einen Stundenlohn von rund 46.000 Euro. Da muss selbst ein gestanderner Vorstandsvorsitzende ordentlich schlucken. 2.03:23 lautet die Fabelzeit. Man darf gespannt sein, ob CDU und SPD ein ähnliches Tempo bei der Regierungsbildung vorlegen.

Gruß nach Wien

Sonntag, September 29th, 2013

Österreich hat gewählt. Das sagen die einen: „Müssen die uns alles nachmachen?“ Die anderern sagen: “ Was, die wählen, haben die denn keinen Kaiser mehr?“. Jetzt muss man natürlich als westliche Wertegemeinschaft so tun als würde man diese Wahl ernst nehmen und darf sich nicht kichernd wegdrehen. Das fällt schwer bei einem Land, dessen Umrisse aussehen wie ein Tellerschnitzel und die Staatstragenden Parteien von SPÖ bis ÖVP klingen wie bei uns die Abkürzungen der Anbieter des öffentlichen Personennahverkehrs. Aber tatsächlich schaffen es die meisten ausländischen Politiker, die Wahl in der Alpenrepublik ohne zu lachen zu kommentieren.

Rollende Köpfe

Samstag, September 28th, 2013

Die Bundestagwahl hat ja in vielen Parteien das Personalkarusell ordentlich angeworfen. Und es wird sich ordentlich um die Posten geprügelt. Bei den Grünen prügelt man sich wer die Ämter erhält. Bei der FDP muss man hingegen die verbliebenen Liberalen prügeln, damit sie eine Führungsverantwortung übernehmen. Es handelt sich quasi um eine liberale Inversversion der Reise-nach-Jerusalem: wer einen (Parteivorstands-)Sitz ergattert wenn die Musik zu spielen aufhört, ist der Arsch.

FensationelleFreitagsFrage

Freitag, September 27th, 2013

Gilt eigentlich die journalistische Grundregel noch, dass man sich tunlichst billigsten Metaphern enthält, weil einem ansonsten die Griffel am MacBook abfaulen? Wenn ja, weshalb ist dann bei nahezu jedem Bericht zur Kampfkandidatur um die Posten bei den Grünen zulesen, der Kandidat/die Kandidatin hätte den Hut in den Ring geworfen?

Steuernmann

Donnerstag, September 26th, 2013

Steuern. Da gibt es grundsätzlich zwei Richtungen. Im Bereich Mobilität sind es die Richtungen: „rechts“ und „links“. Im Bereich der Politik handelt es sich um „hoch“ und „runter“ – Ausnahmen gibt es etwa in der Nautik, wie Monsignore Schettino zeigte: erst links, dann runter. Der amtierende und designierte Finanzminister Schäuble spricht zur Überraschung der Wähler plötzlich von einer Steuererhöhung. Komisch, denn davon war im Wahlkampf nicht die Rede.  Auf den Plakaten hieß es ja nicht „Das Mehr gewinnt“ sonder „Merkel – Kanzlerin für Deutschland“. Da gab es wohl auf der Rückseite noch etwas Kleingedrucktes. Aber so ist es in der Politik. Nicht reden, handeln. Die Grünen haben herbe Wahlverluste erlitten, weil sie über Steuerhöhungen geredet haben. Die CDU hat geschwiegen und erhöht jetzt die Steuern. So macht man das.

Himmel über Berlin

Mittwoch, September 25th, 2013

Wenn man einem Huhn den Kopf abschlägt rennt es noch ein bisschen – im Wortsinn – kopflos weiter bevor es endgültig umfällt. So geht es gerade den FDP-Bundesministern. Während die liberalen Bundestagsabgeordneten ihre Sachen packen irrlichtern Westerwelle, Niebel und Co noch ein bisschen in der Weltgeschichte herum. Im Parlament hingegen herrscht eine Mischung aus Kindergeburtstag und erster Schultag. 229 nagelneue Abgeordnete haben ( Achtung Provinzblattschreiberlinge, jetzt kommt eine nagelneue, sonochniegehörte, megaorgnielle Formulierung) das Ticket nach Berlin gelöst. Die haben viele Fragen: wo ist mein Büro? Wo ist der Fraktionssaal? Und vorallem: Wo bekomme ich meine Fahrtkosten erstattet. Der männliche Abgeordnete auch Niederbayern, dem Rothaargebirge und der polnischen Grenze wollen natürlich auch wissen, wo der nächste Puff ist. Für diejenigen Abgeordneten die fern der Heimat plötzlich und unerwartet in Berlin Vaterfreuden entgegensehen bietet einmal die Woche Horst Seehofer eine Beratungssprechstunde an.

Koaltingspartner, bitte melde Dich

Dienstag, September 24th, 2013

Der Koalitionär stammt ja vom Koalabär ab: Auch er sitzt bräsig und tiefenentspannt auf dem Baum, kaut Eukalyptusblätter und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Das ist schon ein Ärger für Merkel: da schrammt man knapp an einer absoluten Mehrheit vorbei und dann zickt auch noch der machtpolitische Steigbügelhalter von der SPD – und von Seehofer und seinen bekloppten Mautplänen ist da noch gar nicht die Rede.

Münchner Elend

Montag, September 23rd, 2013

Es ist wieder soweit – leider. Am Wochenende hat das Münchner Oktoberfest seine Pforten eröffnet. Das wäre nicht so schlimm, würde nicht die ganze Republik bis zum 6.Oktober mit dem damischen Geschunkele behelligt würde. Gazetten, Morgen-, Mittag- und Sonstwannmagazin berichten dutzendmal am Tag was die Maß kostet, wie der C-Prominenz das Dirndl steht und wie besoffene Italiener in den Englischen Garten kotzen. Die Hamburger machen ja auch kein Gewese um ihren Dom. Und überhaupt: das Oktoberfest ist ja so eine herausragende Veranstaltung, die muss man ja nicht mit einer jährlichen Auflage proletarisieren. Willst du etwas gelten, mach die selten. Die Fußball-WM oder die Olympischen Spiele sind ja auch nur alle vier Jahre.

Weg mit dem Sch….

Sonntag, September 22nd, 2013

Unter Wahlforschern ist die Wirkung von Wahlplakaten umstritten. Wählt man jetzt tatsächlich die Union, nur weil Muttis Fresse vom Laternenmast baumelt? Unbestritten ist aber: Muttis Antlitz muss jetzt weg. Die Wahlen sind vorbei und die Plakate die noch nicht schon längst von wohlmeinenden Dorfjugendlichen in den nächsten Weiher geworfen wurden, müssen entsorgt werden. Die Grünen sind da schon fortschrittlich, die haben teilweise kompostierbare Plakate aufgehängt, die sich schon in den Regenfällen der letzten Wochen aufgelöst haben. Des Teufels sind aber diese modernen Hohlkammerplakate. Hohlkammer bezieht sich auf den Kopfinhalt der Strategen, die diese Werbemittel aufstellen, denn diese sind des Teufels vulgo aus Plastik. Nach der Wahl ensteht also ein riesiger Müllberg mit Gesichtern die man eigentlich nicht mehr sehen will. Da gilt es die armen SPD Ortsvereine zu loben, die sich die teuren Plakate nicht leisten können, sonder ganz klassisch Papierplakate auf Holzständer aufkleben. Die muss man nicht entsorgen, der nächste Kandidat wird einfach draufgepappt. So geht das.

Links vor rechts

Samstag, September 21st, 2013

Einen Tag vor der Wahl muss man dann doch einmal Partei für die arme SPD ergreifen. Die hat es nämlich nicht leicht, da im linken Parteispektrum drei Parteien um die Wählergunst werben, während sich rechts der Mitte nur zwei tummeln – wobei „tummeln“ bezogen auf die FDP schon fast ein wenig übertrieben ist. Daher besteht ein Großteil der Wahlwerbung des bürgerlichen Lagers aus dem Hinweis, die SPD würde nach einem Wahlsieg, quasi schon kurz vor der ersten Hochrechnung, ein rot-rot-grünes Bündnis ausrufen. Da können Steinbrück, Gabriel und Co tausendmal betonen,  dass ihnen nichts ferner liegt. Schon kommt wieder ein Unionsdödel und ruft: „Aber sie habens nicht definitiv ausgeschlossen“. Wenn dann Steinbrück beim Leben seiner Großmutter beteuert nix mit den Linken zu unternehmen kräht der Dödel: “ Sehr ihr, er hat nur auf seine Großmutter geschworen. Was ist mit dem Großvater!!“ Wer also morgen für Gerechtigkeit sorgen will, der möge doch bitte mit seiner Stimme für eine klare rot-Grüne Mehrheit sorgen oder aber eine populistische Partei a´la FPÖ rechts der CDU gründen und diese dann in Erklärungsnot bringen.