Seniorenfasching

Wer glaubt mit dem Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters das Gröbste hinter sich  zu haben, der irrt sich. Das Schlimmste kommt noch. Man nennt es Seniorenfasching. Eine jede Gemeinde lädt ihre verdienten Greise alljährlich an Karneval in die schon leicht heruntergekommenen Mehrzweckhalle ein. Wer keinen Führerschein hat oder sich ordentlich die Kante geben möchte, wird von einem Fahrdienst herbei gekarrt. Am Steuer eine engagierte Menschin, die von ihre Kinderlosigkeit durch Ehrenamt und Hennafrisur ablenken möchte. In der Mehrzweckhalle sitzen alte Leute mit lustigen Hütchen. Der Bürgermeister begrüßt die verdienten und rüstigen Mitbürger. Wenn man Glück hat, besteht das Kulturprogramm aus Liedbeiträgen des Kindergartens. Viele Köpfchen singen in eben so vielen Stimmchen lustige Weisen. Wenn man Pech hat, ist ein Alleinunterhalter da, der debiler ist als alle Alten zusammen. Wer ein neues Hüftgelenk hat wagt ein Tänzchen. Dabei beschränkt sich das Repertoire der meisten Paare auf einen Tanzschritt der stoisch auch bei offensichtlichen Takt- und Rhythmuswechseln beibehalten wird. 17 Uhr ist Ende der Veranstaltung. Vermutlich weil die kasernierten Geriatren um sechs zum Essen im Heim sein müssen. Man selbst kann noch rasch drei Rotwein kippen, bevor einen die rotbehaarte Menschin in ihren Golf II scheucht. Hellau.

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