Volkersstimme

….noch drei Stockwerke wischen und dann auch noch die versifften Toiletten reinigen. Ralf Neukirch lehnt den Besen an die Wand und muss kurz den Kopf schütteln. Er ärgert sich. Was war er doch für ein Idiot. Wäre er doch mitgekommen, an diesem 30. August, als Markus Feldenkirchen zu ihm ins Büro kam und sagt: „Komm Ralph, wir gießen uns noch einen hinter die Binden. Und dann machen wir noch ein paar chichas klar.“ Aber nein, wer musst ja pflichtbewusst seinen Artikel fertigschreiben. „Das Aufständchen – Ralph Brinkhaus will neuer Chef der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag werden. Daraus wird wohl nichts.“ Er weiß noch wie stolz er auf seinen Abschlussatz war: „Es spricht wenig dafür, dass der nächste Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus heißen wird.“ Stolz war er auch noch, als der Spiegel Nr. 36 am 1.September erschien. Weniger stolz war er, als er am 26.September beim Chefredakteuer antanzen durfte. Er war nicht zufrienden. Gar nicht. Er wollte ihn aber nicht hinauswerfen. Der Spiegel wirft verdiente Mitarbeiter nicht wegen eines solchen Lapsus hinaus. Statdessen darf er sich in der Reinigungskollone Ost bewähren. Noch drei Stockwerke….

Normalerweise ist es an dieser Stelle nicht Usus Leserpost zu veröffentlichen. Vielmehr werden kritische Anmerkungen sogar unverzüglich den türkischen Sicherheitskräften übereignet damit der querulantische Schreiber bei seinem nächsten Türkei-Urlaub ein kostenloses und nachhaltiges Abenteuer in einer Arrestzelle erleben kann. Da bei den Blog-Schaffenden aber der Wunsch nach einem Platz im Himmelreich vorherrscht sei die Anmerkung von Reinhard Kardinal Marx und Moritz veröffentlicht. Er bezieht sich auf den Artikel „Ihr Kinderlein kommet“ vom 27.09.

„Liebe Redaktion, ich beziehe mich auf den Blog vom 27.09 mit dem Titel „Ihr Kinderlein“ kommet. Hier wird behauptet, dass „ein Gemeindepfarrer [der sich ]jahrelang seinen Hirtenstab von den Ministranten halten lässt […] bestenfalls in die nächste Gemeinde versetzt [wird].“ Hierzu stelle ich im Namen der Katholischen Kirche, Sektion Deutschland fest: Die Institution des Gemeindepfarrers gibt es mangels Geistlicher gar nicht mehr. Vielmehr prägt die Seelsorgeeinheit die Kirchenlandschaft. die durchaus fünf oder mehr Gemeinden umfassen kann. Daher kann eine Versetzung von einer Seelsorgeeinheit zur anderen durchaus eine Entfernung von 50 km und mehr bedeuten. Daher wollen wir jetzt aber wirklich nichts mehr hören. Amen und over.“

„Ralph wer? Und was für denn für ein Blatt Papier???“
(Angela M. nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag)

Die katholische Kirche hat den Missbrauchsbericht vorgelegt. Die Erkenntnisse sind erschütternd. Über Jahre wurden von Geistlichen tausende Kinder und Jugendliche missbraucht. Noch erschütternder die Bräsigkeit mit der Kardinal Marx und Moritz die Ergebnisse vorstellt. Ein Gericht würde hier eine fehlende ehrliche Reue attestieren. Kein Aufschrei, keine Verantwortlichkeit, keine Rollenden Köpfe. Wenn eine Supermarktkassiererin einen Pfandbon unterschlägt muss sie gehen, wenn ein geschiedener Arzt in einem katholischen Krankenhaus wieder heiratet wird er entlassen. Wenn sich aber ein Gemeindepfarrer jahrelang seinen Hirtenstab von den Ministranten halten lässt wird er bestenfalls in die nächste Gemeinde versetzt. Lustig sind aber die Gläubigen, die angesichts der Missbrauchs durch Glaubensmänner von der Institution Kirche enttäuscht sind. Das ist deswegen lustig, weil die Kirche in den letzten 2000 Jahre ja ausschließlich durch mildtätige und gottgefällige Taten aufgefallen ist. Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Abtreibungsverbot, Diskriminierung von Frauen müssen hier als Stichworte genügen.

Die CDU hat sich die letzten Jahre immer mehr sozialdemokratischer Positionen angenommen. Man denke nur an die Einführung des Mindestlohnes oder die Einführung der Homo-Ehe. Dass sich die Christdemokraten aber auch des letzten sozialdemokratischen Alleinstellungsmerkmals, der Selbstdemontage, bemächtigen, hat viele politischen Beobachter überrascht. Wer glaubte, nach der ärmlichen Befriedung der Causa Maaßen sei jetzt zumindest vorerst Ruhe im Karton, der irrte. Die Abwahl des merkelhörigen Fraktionschefs wird noch höhere Wellen schlagen, als die Umtopfung des Verfassungsschutzchefs. Ein bisschen schade ist es aber schon. Man wird sie vermissen, die Kauder-Kugel, die mit ihrem Kauderwelsch in einer immer leicht überheblichen Art eigene und gegnerische Gesprächspartner belehrte. Ob das der neue Dingens hinbekommt ist fraglich.

Möglicherweise ist die Causa Maaßen jetzt zu einem vorläufigen Ende gekommen. Aber es würde es einen aber auch nicht wundern, wenn morgen herauskäme, dass Seehofer Flinten Uschi einen Apreol Sprizz gezahlt hätte, damit sie mit ihrer Bundeswehr das Moor in Meppen in Brand schießt um von der Maaßen-Diskussion abzulenken. Man hofft, dass die Groko jetzt aus dem Selbstbeschäftigungsmodus herausfindet und etwas Butter bei die Fische gibt. Denn das Volk ist unzufrieden und murrt. Bei Umfragen wird die Arbeit der Bundesregierung bestenfalls als mittelmäßig beurteilt. Viele hätten sogar lieber eine Jamaika Koalition gehabt – was eigentlich ein witziger Wunsch ist, denn das Problem ist ja nicht die SPD. Das Problem ist der Seehofer und den hätte man auch bei einem Schwarz-gelb-grünen Bündnis an der Backe gehabt.

Eine kleine Sensationsmeldung: Porsche steigt aus der Dieselproduktion aus. Als der Stuttgarter Autobauer zu Beginn des 21.Jahrhunderts begonnen hat den eher als bräsigen Antrieb Taxis und Traktoren in den eigenen Sportwagen zu verbauen ging ein Raunen durch die Fachwelt. Es gab nicht wenige im Hause Porsche, die von diesem Schritt abrieten. Diese erfahren jetzt nicht nur eine späte Wiedergutmachung, sie sitzen auch nicht in Untersuchungshaft wie einige der Dieselbefürworter. Anders als Porsche den Diesel kann Seehofer seinen Hans-Dampf Maaßen nicht loslassen. Vielmehr klammert es sich an den putzigen Brillenträger wie der Ertrinkende an den Strohhalm. Aber selbst der stärkste Strohhalm wird in nach der zu erwartenden Schlappe bei der Baiern-Wahl nicht vor dem Untergang bewahren.

Die türkische Lire geht parallel mit der Demokratie und der Meinungsfreiheit am Bosperus den Bach hinunter. Demokratie und Meinungsfreiheit sind für den Pauschalurlauber nicht relevant. Dafür der Lira-Kurs um so mehr. Wer mit Euros anreist stellt fest, dass das Geld in der Tasche immer mehr wert wird. Das führt zu Kuriosita: so kostest der 200 Euro-Teppich, den einem der Basarist für das fünffache aufschwatzen will, tatsächlich umgerechnet nur noch 200 Euro.