Archive for Februar, 2012

Fasten ohne zu rasten

Mittwoch, Februar 29th, 2012

Ein arbeitgeberfreundlicher Tag ist heute. Zahl 28 Tage, bekomme 29 Tage. Leider gibt es dieses Fest nur alle vier Jahre. Zum Glück für den Arbeitnehmer. Zum Glück auch für den Mediennutzer, denn jedes Schaltjahr wird reflexartig ein mittelmäßiger Zinnober um diesen Tag gemacht, ähnlich wie die immer wiedergekäuten Feststellungen anlässlich eines Freitages, den dreizehnten. Zufällig fällt jetzt auch der Schalttag auf das Ende der ersten Fastenwoche. Seit Aschermittwoch heißt es ja: Schluss mit lustig, karges Mittagsmahl und allgemeine Demut. Die Fastenzeit ist ja für die Selbstkasteiung geeigneter als irgendwelche guten Vorsätze die man leicht beschwipst anlässlich des neuen Jahres fasst. Nach vierzig Tagen ist es vorbei, dann kann man wieder haltlos schlemmen, naschen, rauchen oder kostenfrei bei guten Freunden wohnen. Ostern ist übrigens auch arbeitgeberfreundlich: Ostern fällt dieses Jahr mehrheitlich auf ein Wochenende.

Königskinder

Dienstag, Februar 28th, 2012

Derzeit läuft es ja für die Könige nicht so toll. König Otto hat mit seinem Debüt bei Hertha Berlin (vgl. König  Friedrich II) ebenso wenig Glück gehabt wie die Königsblauen. Die haben von den Bayern am Wochenende ordentlich den Frack voll bekommen. Besser hat es da Bürgerkönig Gauck. Der wird auf einer Woge des Wohlwollens und der Sympathie zur Wahl getragen. Das kann auch eine aus dem linken Hut gezauberte Beate Klarsfeld nicht ändern. Gauck kann jetzt noch die präpräsidialer und sich Verhalten wie ein Bürgerlicher, kann also noch Urlaub machen bei wem er will oder notfalls noch einmal in den Puff gehen. Ab dem 18. März wird das etwas schwieriger. Nutzen muss es auch der neidische Bürger, der auch am 19. März noch neidischer Bürger ist: er muss sich mit Kränkungen in Richtung Gauck beeilen, denn es gibt im Strafgesetzbuch eigens einen Paragrapfen, der die Verunglimpfung des Bundespräsidenten unter (Haft-)Strafe stellt. Ehemalige Pfarrer und/oder Bürgerrechtler haben keinen eigenen Verunglimpfungsparagrafen.

And the winners is…

Montag, Februar 27th, 2012

Auch dieses Jahr werden wieder die Oscars verliehen. Die Leihfrist beträgt ein Jahr. Die Academy kann abweichende Regelungen treffen. Sie kann in begründeten Fällen einen Oscar auch vor Ablauf der Leihfrist zurückfordern. Nicht mehr benötigte Auszeichnungensollen bereits vor Ablauf der Leihfrist zurückgegeben werden. Eine Verlängerung der Leihfrist ist nicht zulässig, wenn der Oscar vorgemerkt ist. Bei einer Vormerkung kann eine Verlängerung widerrufen werden. Dauerleihgaben sind grundsätzlich nicht zulässig.

Bundeshorst

Sonntag, Februar 26th, 2012

Der Künstler Andy prägte den Satz, jeder würde einmal 15 Minuten berühmt sein. Horst Seehofer praktiziert momentan seine viertel Stunde. Er ist  jetzt nicht mehr einer von zahllosen Ministerpräsidenten die mit dem Ende ihrer Amtszeit unvermeidlich dem Morast des Vergessens anheimfallen, nein, er ist jetzt Staatsoberhaupt vom Dienst, die Nummero Uno, der ganz große Käse. Jetzt kann er auf Augenhöhe mit den Staatsoberhäuptern der Welt parlieren, während er als bayrischer MP froh sein kann, wenn er bei einem Auslandsbesuch vom Kanzleisekretär empfangen wird. Leider steht das Stück „Horst im Wunderland“ nur sehr kurz auf dem Spielplan, den bereits am 18. März gibt es wieder einen ordentlichen Präsident. Horst ist übrigens als Scharnierpräsident besonders geeignet: er hat ein uneheliches Kind mit seiner Geliebten und reiht sich damit sehr schön zwischen Wullf (Geschieden und Wiederverheiratet) und Gauck (lebt in wilder Ehe) ein.

In der Not isst man die Wurst auch ohne Brot

Samstag, Februar 25th, 2012

Vor lauter Wulff, Gauck und Griechenland kommen sonstige Ereignisse ein wenig zu kurz. So ist wohl nur am Rande festgestellt worden, dass die Münchner Bäckereikette Müller-Brot letzte Woche zurückgetreten ist d.h. zurückgetreten wurde bzw. in Wirtschaftskreisen heißt das : Insolvenz angemeldet hat. Das Gesundheitsamt hat eine Betriebsstätte wegen  eklatanten Hygienemängel geschlossen. Zuerst dachten die Kontrolleure, angesichts des umfangreichen Ungezieferbestandes sie seien im Trainingslager für das Dschungelcamp. Erst als ihnen zum Abschied die obligate Bestechungs-Bäckertüte in die Hand gedrückt hat, wurden sie misstrauisch. Der Skandal sollte zum Anlass genommen der guten alten Zeiten des Brotgewerbes zu gedenken. Als Backwaren noch vom Bäcker gebacken wurden und nicht jeder Discounter dubiose Teiglinge frisch aufbackt. Als man Samstag in einer Schlange um frische Brötchen anstand. Als man von der Bäckereifachverkäuferin angeschaut wurde als wäre man bekloppt, wenn man sich erfrechte um 14 Uhr nach Croissants zu fragen. Als man sich glücklich schätzen durfte, wenn einem der Bäcker keine altbackenen Brötchen in die Tüte gemogelt hatte. Vorbei, vorbei. Man kann darauf warten, bis es bei KiK Aufbackbrötchen gibt.

FensationelleFreitagsFrage

Freitag, Februar 24th, 2012

Was macht eigentlich Peter Hintze zur Zeit? Man munkelt der engagierte, hierzulande leider erfolglose, Präsidentenverteidiger hätte ein lukratives aus Syrien erhalten. Wie hoch da wohl die Ablösesumme ist, die da geboten wird?

Up in the air

Donnerstag, Februar 23rd, 2012

Es gibt Gewerkschaften, die beeindrucken durch auch durch ihre Größe. Verdi oder die IG Metall mit jeweils über 2 Millionen Mitgliedern beispielsweise. Dann gibt es Gewerkschaften, die sind so klein, wenn da einer Krank ist, dann hat der andere auch keine Lust zu streiken. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ist hier ein Beispiel. Allerdings sind Größe und Verhandlungsmacht nicht das gleiche, wie man am aktuellen Streik der GdF in Frankfurt gerade sieht. Die Miniaturgewerkschaft ist für die Vorfeld-Sicherheit zuständig. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: ein Knopfdruck und ein modernes Verkehrsflugzeug fliegt 10.000 Kilometer von Bogota nach Paderborn fehlerfrei durch Nebel, Nacht und Sturm, die 500m  von Landebahn 2 zum Gate 36 braucht aber es aber Hilfe. Für die Reisenden wäre es besser gewesen, wenn der Konflikt zwischen GdF und Fraport bereits im Vorfeld geklärt worden wäre. 8Aufgepasst? Vorfeld – Vorfeld-Sicherheit? Brüller!!)

Präsidialer SUPER-GAUck

Mittwoch, Februar 22nd, 2012

Nun also Gauck. Die Kandidatensuche ging dann doch recht schnell. Im Vergleich zum amerikanischen Kandidaten-Kür-Marathon war das jetzt wirklich ein Auswahl-Sprint.. Als Chaos-Voyeur hätte man gerne noch ein paar Tage peinliches Parteien-Gezänk gesehen – aber es hat nicht sollen sein. Gauck kann wohl auf einer breiten Konsenswolke Richtung Wahltermin schweben, auch wenn es auch zu dieser Personalie Kritiker gibt. Eines kann man aber eigentlich ausschließen: schlechter als Wulff kann man die Sache nicht machen. Aber Vorsicht ist die Mutter der der Porzellankiste. Gauck gehört immerhin zwei Risikogruppen an: Ostdeutscher und Pfarrer. Da tauchte so manch integerer Zeitgenosse plötzlich in einer verschollen geglaubten Akte als IM auf. Und hat der Klerus in der Vergangenheit immer wieder Probleme, wenn sich die seelsorgerische Tätigkeit in der Handauflegung unter der Ministrantenkutte äußert. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ab es aber bislang keine Berichte über Schwierigkeiten mit evangelischen Ministranten.

Seniorenfasching

Dienstag, Februar 21st, 2012

Wer glaubt mit dem Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters das Gröbste hinter sich  zu haben, der irrt sich. Das Schlimmste kommt noch. Man nennt es Seniorenfasching. Eine jede Gemeinde lädt ihre verdienten Greise alljährlich an Karneval in die schon leicht heruntergekommenen Mehrzweckhalle ein. Wer keinen Führerschein hat oder sich ordentlich die Kante geben möchte, wird von einem Fahrdienst herbei gekarrt. Am Steuer eine engagierte Menschin, die von ihre Kinderlosigkeit durch Ehrenamt und Hennafrisur ablenken möchte. In der Mehrzweckhalle sitzen alte Leute mit lustigen Hütchen. Der Bürgermeister begrüßt die verdienten und rüstigen Mitbürger. Wenn man Glück hat, besteht das Kulturprogramm aus Liedbeiträgen des Kindergartens. Viele Köpfchen singen in eben so vielen Stimmchen lustige Weisen. Wenn man Pech hat, ist ein Alleinunterhalter da, der debiler ist als alle Alten zusammen. Wer ein neues Hüftgelenk hat wagt ein Tänzchen. Dabei beschränkt sich das Repertoire der meisten Paare auf einen Tanzschritt der stoisch auch bei offensichtlichen Takt- und Rhythmuswechseln beibehalten wird. 17 Uhr ist Ende der Veranstaltung. Vermutlich weil die kasernierten Geriatren um sechs zum Essen im Heim sein müssen. Man selbst kann noch rasch drei Rotwein kippen, bevor einen die rotbehaarte Menschin in ihren Golf II scheucht. Hellau.

Bahncard 100

Montag, Februar 20th, 2012

Der Zug von Berlin nach Großburgwedel braucht etwas mehr als zwei Stunden. Wulff hat 598 Tage lang überlegt, ob er diese Strecke mit einem einfachen Ticket befahren soll. In zwei Stunden kann man einiges wegdenken. Zum Beispiel: „Warum habe ich nicht 600 Tage ausgehalten? Das wäre ein runde Summe gewesen, da kann einem keiner was vorwerfen. Lässt man sich von so einem läppischen Ermittlungsverfahren ins Bockshorn jagen! In Italien ist das keine Nachricht wert. Da ändert man als Regierungschef heute das entsprechende Gesetz und morgen räumen die Staatsanwälte den Müll in Neapel weg oder schreiben Falschparker auf Lampedusa auf. Aber hier in Deutschland…“ und während Christians Stimmung immer schlechter wird erscheint der Zugbegleiter und begehrt die Tickets zu sehen. Die Frage, ob der Fahrgast Bonus-Punkte sammle hätte er wohl besser nicht gestellt, denkt der Schaffner als er noch kurzer Bewusstlosigkeit wieder zu sich kommt.