Volkersstimme

Zeitumstellung – die Zeitreise des kleinen Mannes. Die obligate Uhrumstellung mit der traditionellen Frage der Umstellungsrichtung. Die Verantwortlichen aus Brüssel deuten an, der Umstellungszirkus hätte in nicht allzu langer Ferne ein Ende. Der Wechsel von Sommer- und Winterzeit würde bald der Vergangenheit angehören. Allerdings glaubt nur der Narr, dieser wolkigen Ankündigung würde eher Taten folgen als der Berliner Pannenflughafen in Betrieb gehen wird. Tipp: Funkuhr rules.

Es gibt ja Dinge, die erledigen sich über Nacht. Es gibt aber auch Dinge, die sind am nächsten Morgen noch da. Die Briten zum Beispiel sind immer noch da. Dabei war doch für den 29.März der Austritt angekündigt worden. Jetzt wird einem der 12.April in Aussicht gestellt. Da ist ein bisschen so wie bei der Deutschen Bahn: die Einfahrt des Zuges verschiebt sich um 2:15 h. Da sollte sich der Brite doch mal ein Beispiel an Nicolas Cage nehmen: der hat seine Ehe nach vier Tagen annulliert.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach einem Rücktritt von Theresa May die Brexit-Nummer zu einer win-win-Situation für alle Beteiligte wird? 1,2%? 0,9%? Oder doch eher weniger?

Bei den Autokonzernen geht die Angst um. Um dem Untergang zu entgehen wird tapfer paktiert. Jüngst haben Mercedes und BMW eine Kooperation eingehen. Jetzt hört man, dass sich Volkswagen mit Amazon zusammentun will. Der Zusammenhang erschließt sich nicht auf Anhieb. Will VW seine Produkte über Amazon zum Kunden bringen? Zumindest beim VW Polo und VW up kann man sich das eventuell noch vorstellen. Oder erhält jeder Neuwagenkäufer bei der Auslieferung sein Fahrzeug mit einem Koffer voll von Amazon-Paketen, die er bei der ersten Fahrt ausfahren soll? Oder sollen die Paktezusteller statt Amazon Bestellungen auszuliefern stattdessen mit ihren Fahrzeugen die Zufahrt zu Konkurrenten von VW blockieren? Nein, alles falsch. Die Antwort ist viel simpler: Volkswagen will mit Hilfe der Amazon-Technologie seine 122 über den Erdenrund verteilten Fabriken vernetzten und so die Produktivität des Autohersteller verbessern. Bestimmt eine gute Idee, alle relevanten technischen Daten in die Cloud eines us-amerikanischen Internet-Giganten zu geben. Die sind ja für ihre hohen Datenschutz bekannt.

Kompliment an die EU. Sie hat sich von einer 5-Millionen-Bürger-Lobby nicht beeinflussen lassen und den umstrittenen Urheberschutzartikel 13 verabschiedet. Damit das Volk aber nicht mit leeren Händen nach Hause muss, gibt es wenigstens die Abschaffung der Zeitumstellung. Das wird jetzt zwar bis zum Wochenende nichts mehr, aber bis zum Sankt Nimmerleinstag soll es doch umgesetzt sein – zumindest kurz danach.

Der Sonderermittler Mueller hat seinen Bericht vorgelegt. Nach seinen Untersuchungen gibt es keine Hinweise auf eine große Kungelei mit dem Russen beim Präsidentenwahlkampf. Das überrascht viele, Trump vermutlich am meisten. Die Demokraten blasen jetzt die witch-hunt auf Trump ab, während dieser schon den Caterer für seine Wiederwahl-Party bestellt. Ob da Mueller-Milch gereicht wird ist noch unbekannt.

Glücklicher Ausgang des Dramas in der norwegischen See. Das Kreuzfahrtschiff MS „Rentnerglück“, das vor der Küste Norwegens wegen eines Motorschadens in Seenot geraten ist, konnten zwar nicht trockenen Fußes so doch heilen Rumpfes den nächsten Hafen erreichen. Passagiere Berichten, Wellen hätten die Scheiben zum Bersten gebracht – „da jammer noch einmal, ich sei so knausrig, weil ich mir nur eine Innenkabine geleistet habe, Helga.“

Brexit-Debakel Teil 1425.Jetzt endlich kommt eine neue Dynamik in das Brexit-Narrenspiel. In der eigentlichen Verhandlungsgeschichte gibt es nichts essentiell neues: es wabern aber Putsch-Pläne gegen May durch die Nachrichten. Angesichts der permanenten Klatschen, die sie im Parlament erhält, ist das nicht wirklich überraschend. Aber kann ein neuer Premier ihr tatsächlich die verfeindeten Lager befrieden? Ist es unterm Strich nicht sinnvoller, die Queen nimmt die Sache in die Hand. Bestimmt gibt es in der englischen Verfassung ein verstaubtes Fallbeispiel aus dem Gewohnheitsrecht, dass dem Königshaus gestattet bei fortgesetzten Eseleien, das „parlamentarisch“ aus der Staatsform zu streichen und mit der guten alten absolutistischen Monarchie den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Das Geheimnis ist gelüftet: der bedeutende Iffland-Ring geht an Jens Harzer. Diejenigen die beim Iffland-Ring nur mit den Schultern zucken wird vermutlich auch Jens Harzer nichts sagen. Der Iffland Ring ist die Auszeichnung für den herausragendsten deutschsprachigen Schauspieler. Er wird vom jeweiligen Träger testamentarisch dem würdigen Nachfolger auf Lebenszeit verliehen. Jens Harzer ist Mitte vierzig, die Jahrgänge 1970 und jünger brauchen sich also derzeit keine Hoffnung machen. Der Iffland-Ring soll auf Goethe anlässlich dessen Veröffentlichung der Herr der Ringe Trilogie zurückgehen. Bedauerlich, dass diejenigen, die wirklich was können vielfach unterm Radar der breiten Öffentlichkeit durchrauschen, während ausgewiesene Nichtskönner sich einer großen Bekanntheit rühmen können. Bleibt zu hoffen, dass es Harzer anders ergehen möge; eventuell im Fahrwasser von Babylon Berlin, in der er eine betörende Nebenrolle übernommen hat. Aber jetzt heißt es auf jeden Fall einmal feiern. Traditionell muss der neugekürte Ifflandring-Träger bei der Leipziger Buchmesse einen Kasten Bier ausgeben.

Wie viele Referate werden heute nicht gehalten, wie viele Hausarbeiten werden heute nicht abgegeben, nachdem gestern die Wikipedia abgeschaltet war?