Volkersstimme

Hauptversammlung bei Bayer. Normalerweise sind solche Veranstaltungen von einer gewissen Routine. Der Kleinaktionär (15 Aktien zur Alterssicherung) schlendert zur Messehalle, hält sich bei Apfelschorle und Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat schadlos und stopft sich sich Taschen mit Kugelschreibern und Schlüsselanhängern voll. Die ganz Mutigen lassen sich noch auf die Rednerliste setzen und winken – „Hallo Mutti“ – blöde von der Bühne herunter. Heuer ist es aber anders: die Aktionäre verweigern dem Vorstand die Entlastung und strafen diese n für die Monsatoübernahme ab. Das hätte der Vorstand aber auch wissen müssen. Was kaufen die olle Giftbude Monsanto auf? Das ist ja so, als würde RWE in großem Stil in Polen alte Braunkohlekraftwerke sowjetischer Bauart aufkaufen.

Was dem Musikanten der European Song Contest ist dem Floristen die Bundesgartenschau. Stimmt natürlich nicht, ist aber als schmissiger Eingangssatz ganz ok. Im baden-württembergischen Städtchen Heilbronn hat die BUGA (kurz: Bundesgartenschau) ihre Tore geöffnet („Was macht die BUGA?  – Sie öffnet ihre Tore!“ – aus: So werde ich Journalist. Ein Leitfaden in 10 leichtfasslichen Lektionen, S. 159). Endlich! Ein halbes Jahr lang haben nun Menschen mit viel Tagesfreizeit (Rentner,  Menschen mit abgeschlossener Vermögensbildung, Kleinkünstler) eine Beschäftigung am Nachmittag. Und die Vorbereitungen zur BUGA verliefen still und harmonisch. Keine Rede von schlechten Arbeitsbedingungen der BUGA-Schaffenden, keine Diskussion ob man die BUGA in den Winter verlegt oder die Zahl der teilnehmenden Pflanzen erhöhen soll. Von der BUGA lernen heißt siegen lernen, gell Herr Infantino.

Köln feuert seinen Trainer Markus Anfang. Eine Trainerentlassung ist im Fußball eigentlich keine Nachricht Wert. In diesem Fall ist es aber ein wenig anders, denn Köln ist aktueller Tabellenführer in der 2.Bundesliga. Die Fußballwelt wundert sich – und Nico Kovac bei Bayern kommt so richtig ins Zittern.

Die Chinesen erobern Europa auch auf dem Landweg. Auf der sogenannte neue Seidenstraße sollen auf dem Schienenweg Europa mit China verbunden werden. Gilt auf der neuen Seidenstraße eigentlich auch das Schöne-Wochenende-Ticktet? Und wenn ja, reicht ein Wochenende überhaupt um von Düsseldorf nach Peking per Eisenbahn zu kommen? Und wäre das dann überhaupt ein schönes Wochenende?

Einer der Vorzüge des Alleinherrschers ist es, demokratisch gewählte Amtsträger kommen und gehen zu sehen. Anders ist es beim lupenreinen Demokraten Putin, der heute den nordkoreanischen Diktator Kim jong Un trifft. Putin hat bereits den Vater Kim Jong Ill empfangen. Der ist seinerzeit auch schon im gepanzerten Sonderzug angereist. diesen Kim gibt es nicht mehr – Putin hingegen ist immer noch da. Man darf gespannt sein, ob Putin auch den Nachfolger des aktuellen Präsidenten empfangen wird. Vermutlich kommt dieser auch im gepanzerten Sonderzug.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Ill ist zum Staatsbesuch in Russland eingetroffen. Im gepanzerten Sonderzug – als gäbe es einen gepanzerten Zug im normalen Bahnbetrieb – kam er in Russlands Osten an. Die Anreise verlief, bis auf die Notwendigkeit am Bahnhof noch ein wenig rangieren zu müssen, damit die Türe auch genau vor dem roten Teppich zum Stehen kommt, ohne Probleme.  Da könnten sich deutsche Politiker mal ein Beispiel nehmen. Mit dem Zug statt mit dem defekten Regierungsflieger anreisen. Nach dem die Bahn ja bei Ausschriebungen im Regionalverkehr eine um die andere Strecke an andere Anbieter verliert, steht in Deutschland auf jeden Fall ausreichen rollendes Material zur Verfügung.

Es ist natürlich immer ärgerlich, wenn ein Kirche herunterbennt. Wenn es sich auch noch um ein nationales Heiligtum handelt ist es natürlich doppelt bitter. Die Resonanz die das Feuer in Notre Damé hervorgerufen hat ist dann aber doch ein wenig befremdlich. Die Schönen, Reichen und ganz schön reichen überbieten sich fast schon hymnisch, wenn es darum geht, wer am meisten Kohle für den Wiederaufbau stiftet. Wenn es darum geht Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen oder sich in der Flüchtlingsfrage zu engagieren, da gehe nicht ganz so viele Hände hoch. Und am Ende zahlts dann doch der Steuerzahler, weil die Mitteln des Geldadels vermutlich in großen Teilen dem Staat vorenthaltene Steuern sind.

70 Jahre Grundgesetz. Ist jetzt kein so richtig feierungswürdiger Geburtstag aber eine Erwähnung ist es immerhin schon Wert. Im Hause Seehofer, der übrigens auch 70 Jahre alt wird, hat man das Jubiläum tatsächlich verschwitzt und musste sich vor kurzem noch kleinlaut einen Nachtragsetat genehmigen lassen um ein paar Gläser Sekt und etwas Knabbergebäck für die Feierlichkeiten kaufen zu können. Aber das Hause Seehofer muss sich nicht grämen, denn die ganze Republik hat die ganze Zeit vergessen einen zentralen Artikel des Grundgeseztes zu beachten: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Es gibt ja Feiertage die sind im Kalender festgemeißelt wie Weihnachten oder die Hl.Drei Könige. Dann gibt es, angetrieben vom Mondkalender oder ähnlichem, Feiertage die etwas unstet über den Kalender wabern. Ostern ist so ein Kandidat. Ostern ist heuer relativ spät im Jahr.

In der christlichen Liturgie ist das Osterfest das bedeutendste Fest im Jahreskreis. Geschenketechnisch ist hier Weihnachten aber der Champion. Oder war es zumindest bis vor kurzem, den immer mehr werden lautstark Wünsche für Geschenke zu Ostern von den undankbaren Plagen vorgetragen. Bis vor kurzem war es noch üblich etwas Schokolade, Eier und anderes Naschwerk zu überreichen. Gerne auch in einem lustigen Suchbewerb im Garten verteilt. Jetzt gehen die Forderungen aber in Richtung x-box aufwärts. Bleibt zu hoffen, dass wenigsten Pfingsten, das dritte Hochfest im liturgischen Reigen, von jeglichem Kommerz freigestellt bleibt.