Volkersstimme

Die Leipziger Buchmesse hat ihre Tore in Frankfurt geöffnet. Auch dieses Jahr werden wieder 300.000 Aussteller aus mehr als 7000 Ländern für rund 100 erwartete Besucher alles rund ums Buch präsentieren. Noch hat das gedruckte Buch die Nase. Man muss also erneut stundenlang durch überfüllte Hallen latschen, statt sich die Neuerscheinungen bequem im Messecafe sitzend, eventuell ein Hefeweißbier, dunkel, schlürfend, auf seinem Kindle durchzuschauen. Gastland ist dieses Jahr übrigens Neuseeland. Ein literarischer Gigant, der jährlich zwei bis drei Literaturnobelpreisträger hervorbringt. Neuseeländische Autoren führen permanent die Bestsellerlisten an, darunter auch immer mal wieder Werke von tasmanischen Wölfen.

Die CDU hat Strategen, die sind vermutlich mit der Erstellung des Mondgesichtes (Punkt – Punkt – Komma – Strich – Fertig ist das Mondgesicht) mehr als überfordert. Jetzt machen sie das Honorarfass auf und wollen damit Steinbrück an den Karren fahren. Man muss natürlich einerseits einräumen, dass Peer mit den angeblich fast 700.000 Euro Nebenverdienst pro Jahr nicht unbedingt dem Muster „aufrechter Sozialdemekrat“ entspricht. Andereseits würde sich für einen solchen Betrag ein Leistungsträger, etwa ein Chef eines DAX-Unternehmens oder gar ein Investmentbanker nicht einmal am Arsch kratzen. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: wenn ich einen solchen meidalen Aufreger im Wahlkampf plazieren möchte, dann mache das doch nicht ein Jahr vor der Wahl. Sowas muss kurz vor dem Urnengang lanciert werden. Zum anderen muss man dann sicherstellen, dass in den TOP 10 der parlamentarischen Großverdiener neben dem EX-Finanzminister nicht nur CDU/FDP Leute sitzen.

Er schlägt sich gut, der Peer Steinbrück. Der Kanzlerkandidat kann sich, mit Ausnahme innerhalb der SPD, einer wachsenden Popularität erfreuen. Er hat auch dankbare Helfershelfer, wie etwa der gute Herr Jauch. Dieser versuchte in einem erbärmlichen Interview am Sonntag den knauzigen Hamburger aufs Glatteis zu führen – vergaß dabei allerdings, um im Bild zu bleiben, dass es August ist. Steinbrück konterte souverän und freute sich, dass ihm Fragen auf Schülerzeitungsniveau gestellt wurden. Wenn einer aus der Jauch Redaktion mal ein paar Minuten Zeit hat, kann er ja mal den Begriff „Außenpolitik“ googeln.

Das Debüt von Lanzi-Baby beim deutschen Show-Schlachtschiff lockte nicht nur mehr als 13 Millionen Zuschauer vor die Glotze, sondern wurde auch von der Kritik überweigend wohlwollend besprochen – überraschenderweise. Denn der große Wurf war es ja eigentlich nicht. Die Wetten waren bestenfalls mäßig. Die angeblichen Neuerungen waren so matt wie die Lanzschen Witzchen. Und von der Gästeschar möchte man am leibsten gar nicht reden. Oder doch? Na gut: Sendungen bei denen Cindy aus Marzahn eine tragende um nicht zu sagen gewichtige Rolle einnimmt hat sich im Grunde schon gleich zu Beginn selbst disqualifiziert. Bei der Übergabe von Gottschalk auf Lanz wurde offensichtlich Lagerfeld als Requisite mit übergeben und sitzt daher wie selbstverständlich auf der Couch. Jennifer Lopez, der einzig wirkliche Star des Abends, geht traditionell nach ein paar Minuten wieder, weil der Flieger geht oder der Tee in der Garderobe kalt wird. Insgesamt war es eine ernüchternde Vorstellung. Nicht einmal überziehen kann der gute Lanz, auch wenn er hoffnungsvoll danach fragt und die Einblendung suggerriert die Darbietung ginge länger als in den Programmheften angekündigt.

Der gestrige Vorschlag zur Stauendgestaltung hat die Europäische Kommission auf den Plan gerufen. Gutscheine, die auf die (deutsche) KFZ-Steuer angerechnet werden, würden andere EU-Bürger benachteiligen. Auch ein polnischer Kraftfahrzeugführer hätte einen Anspruch auf eine adäquate Entschädigung, wenn am Stauende tote Hose herrsche, so eine erste Einlassung aus Brüssel. Vorschlag: Nicht-Deutsche, wobei hier Deutsche im Sinne des Kraftfahrzeugsteuergesetzes gemeint sind, erhalten einen Gutschein für die KFZ-Steuer,  alle anderen EU-Bürger erhalten einen Sanifair-Gutschein, mit dem sie eine Woche lang auf allen deutschen Autobahnraststätten kacken können.

Man kennt es. Man fährt auf der Autobahn. Plötzlich stockt es, man steht und trödelt eine halbe Stunde mit Rolatorgeschwindigkeit bevor es dann plötzlich und unvermittelt wieder läuft. Kein Unfall, keine entlaufenen Kühe, ja nicht einmal eine Baustelle. Der Stau – einfach weg. Das kann natürlich nicht sein. Wenn man sich schon eine gefühlte Ewigkeit im Schneckentempo über die Bundesfernstraßen quält, dann möchte man gefälligst am Ende etwas geboten bekommen. Herumliegende Gliedmaßen, brennende Lkw, startende Rettungshubschrauber – so etwas in der Art. Fehlt der Eventcharakter am Stauende sollte der Autofahrer, wie bei der Bahn längst üblich, einen 5€-Gutschein bekommen, den er mit seiner KFZ-Steuer verrechnen kann.

Wieso haben die Fernfahrer an der Windschutzscheibe ein Nummernschild mit ihrem Namen? Haben sie Sorge ihren LKW nicht mehr zu finden, wenn sie vom Kacken von der Sanifair-Toilette kommen? Vergessen sie gar ihren Namen, wenn sie an der Autobahnraststätte eine Curry-Wurst verzehren? Oder ist das als Info für die anderen Verkehrsteilnehmer gedacht? Glaubt „Horst“ oder „Gerhard“ wirklich, man würde ihnen auf dem Parkplatz freundlich auf die Schulter klopfen und sagen: „Na Horst bzw. Gerhard, alles fit im Schritt?“

Auf der Wiesn ist erneut ein Besucher ohne Lederhose aufgegriffen worden. Er versuchte zwar noch einen mitgebrachten Rasierpinsel als Gamsbart auszugeben, aber die Miersbacher Feldschützen, die dieses Jahr den Ordnungsdienst auf dem Oktober wahrnehmen, werteten dies als klaren Verstoß gegen die Trachtpflicht. Sepp Oberleitner, Chef der Feldschützen, äußert sich aber insgesamt zufrieden mit der Bekleidungsdisziplin. Insbesondere asiatische Besucher würden sich durch tadellose Joppen und Dirndl auszeichnen. Am öftensten müsste man interessanterweise die Münchner maßregeln. Viel zu nachlässig sei oftmals die Gardarobe, bei dem ein oder anderen heimischen Wiesenbesucher habe er sogar den Verdacht, sie würden die Trachtpflicht nicht wirklich ernst nehemen. Der ertrappte Besucher wurde übrigens, wie es Tradition auf der Wiesn ist, vorne auf den ersten Wagen des Olympia Loopings gebunden und musste dort zweieinhalb Tage verbringen.

Tag der Deutschen Einheit. Die Deutschen feiern, freuen sich aller Orten. Nicht so sehr, dass man jetzt seit 22 Jahrne die Ossis an der Backe bzw. am Portemonnaie hat. Vielmehr ist man froh, nicht mehr am 17. Juni feiern zu müssen, denn dieser Tag wäre heuer auf einen Sonntag gefallen.

Das muss ein schrecklicher Augenblick gewesen sein, als Joanne Rowling auf ihr Konto blickte und feststellen musste, dass sich dort nur noch ein paar 100 Millionen Pfund befinden. Panisch setzte sie sich an die Schreibmaschine und hackte ein neues, hoffentlich geldbringendes Werk in die Tasten. Und wieder kennt sie kein Maß und kommt erst nach 576 zum Schluss. Neu ist das avisierte Publikum: ausschließlich an Erwachsene richtet sich die Schwarte. Obwohl medienwirksam ein großes Geheimnis um das Buch gemacht wird, bleibt die von Harry Potter gewohnt Hysterie aus. Lediglich vor einer Bücherei in Köln campen zwei Mittdreißiger, die zum Verkaufsstart in den Buchladen stürmen und brüllen: „Wo ist das neue iPhone?“