Archive for November, 2014

Da ist er aber sauer, der Bauer (Teil 1: Imagination)

Montag, November 10th, 2014

Noch zu Großvaters Zeiten gab es auf jedem Jahrmarkt, der etwas auf sich hält, ein Panoptikum auf dem man mit wohligem Schauer die Irrungen der Evolution betrachten konnte: siamesische Zwillinge, Zwerge und die halbierte Frau. Mit dem Erwachsenwerden der Republik geriet die Behindertenverhöhung mit Recht immer mehr in Misskredit. Allerdings blüht die Unterhaltung auf Kosten von Inklusinswilligen nicht immer im Verborgenen. So präsentiert Inka Pause jeden Montag mit „Bauer sucht Frau“ quasi ein mediales Zwergenwerfen. Da wird eine nicht kleine Anzahl an Agronomen gezeigt, die offensichtlich bei der Erfindung des Schießpulvers nicht an vorderster Front mitgewirkt haben (Motto: „Mein Sohn geht auf die Sonderschule“ – „Warum nicht, wenn er das Zeug dazu hat.“). Dabei ist der Anteil an Idioten unter den Landwirten auch nicht größer als in anderen Branchen – der Kreis der Fernsehschaffenden vielleicht ausgenommen.

Endlich Prinzessin

Sonntag, November 9th, 2014

Endlich ist es soweit. Endlich ist der da, der 9.November. Politik und Medien haben ja bereits lange im Vorfeld auf diesen Jubiläumstag hingearbeitet und feiern das Ende eines katastrophalen Regimes: vor genau 215 Jahren, am 9.November des Jahres 1799 beendet Napoleon Bonaparte mit einem Staatsstreich die Jakobinerherrschaft und damit die Französische Revolution. So versorgt die Bildzeitung die ganze Nation mit einer Gratisausgabe die den Fall der Guillotine feiert, eigens gedreht Spielfilme wie der Film Rue de Bornholm mit Charly Hübner in der Rolle des Brumaire VIII behelligen den Zuschauer zur besten Sendezeit. Man kann nur hoffen, dass jetzt die nächsten 215 Jahre wieder etwas ruhiger verlaufen.

Die Menschenfischerin

Samstag, November 8th, 2014

Mit Erschütterung mussten Zahnärzte und Diätberater zur Kenntnis nehmen, dass die Geschäftbeziehung zwischen Thomas Gottschalk und Haribo endet. Der sympathische Moderator war seit über 78 Jahren DAS Werbegesicht der Plombenzieher aus Bonn. Jetzt ist es aus und vorbei. Bully Herbig wird fortan das Naschwerk präsentieren. Gottschalk hatte mit der überiridisch langen Partnerschaft übrigens einen Eintrag im Guinessbuch – ebenso wie Franz Beckenbauer, der bis vor wenigen Jahren mehr Werbepartner hatte, als alle anderen Promis zusammen. Der Kaiser warb für jedes Unternehmen, das nicht bis drei auf den Bäumen war. Aber auch er wurde abgelöst. Helen Fischer ist der neue Star am Werbehimmel. Man kann heutzutage keinen Schritt in einer handelsüblichen Fußgängerzone mehr tun, ohne nicht von einem Werbeplakt mit dem Konterfei der Geldenen Stimme aus Krasnorjarsk behelligt werden.  Richtig stören tut das nicht – außer vielleicht Andrea Berg (Stichwort Stutenbissigkeit), die schon seit Jahrzehnten in der Volksmusiksenze unterwegs ist ohne nur ein kleines Werbeangebot bekommen zu haben. Nicht einmal für Faltencreme. Aber eines tröstet Andrea Berg: sie muss nicht mit Florian Silbereisen zusammen sein.

FensationelleFreitagsFrage

Freitag, November 7th, 2014

Wie kommt man eigentlich auf so eine Forderung? So als GDL? Ums Geld oder die Arbeitszeiten gehts ja nicht – diese Punkte hat die Bahn ja längst abgenkickt. Sie hat jedem GDL-Mitglied sogar eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 1,28 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn sie ihren Vorsitzenden in die Wüste schickt. Wieso will sich die Gewerkschaft der Zugführer plötzlich für die Rechte der Zugbegleiter einsetzen? Gibt es da etwa einen gewerkschafstinterne, von der Öffentlichkeit bislang wenig beachteten Wettbewerb um den skurrilsten Arbeitskampf? Oder hat Weselsky bei einer langweiligen Zugfahrt durch die Rhön einer Zugbegleiterin versprochen: „Wenn Du mir jetzt einen wäscht besorge sich Dir einen Tarifvertrag der sich geblasen hat“?

Lanzenbruch

Donnerstag, November 6th, 2014

Bahnbashing ist ja gerade en vougeo. Wobei hier gilt: Man schlägt den Sack und meint den Esel. Bahnbashing ist genaugenommen Claus-Weselsky-Bashing. Er wird in Interviews zerpflückt, in sozialen Netzwerken beschimpft und jetzt sogar vom Autoverleiher Sixt zum Mitarbeiter des Jahres befördert. Daher ist es jetzt an der Zeit auch mal eine Lanze zu brechen für den guten Claus, der, die Hand auf dem Grundgesetz wie ein fanatischer Evangelikaler auf der Bibel, die Rechte der Lokführer gegen die Weltverschwörung zu verteidigen sucht.  Man muss lange suchen um jemanden zu finden, der offenbar unbeeindruckt sich gegen den guten Menschenverstand, die öffentliche Meinung und die mediale Anfeindungen stemmt und gebetsmühlenartig seinen Position vertritt. Wo gibt es jemanden mit diesen Qualitäten schon? Da werden sich viele die Finger Lecken nach so einem Mann. Er kann sich seinen Job aussuchen, wenn er, wie zu vemruten, bald von der GDL rausgeschmissen wird. Aber nun genug der Lobhudelei, zumal ihm schon in der Literatur ein Denkmal gesetzt wurde. Jonathan Swift schrieb schon 1726 in Gullivers Reisen:

„ Es gibt bei uns eine Gesellschaft von Menschen, die von Jugend auf in der Kunst auferzogen werden, durch Worte, die man zu dem Zweck vervielfacht, zu beweisen, Schwarz sei Weiß, und Weiß sei Schwarz, natürlich in dem Verhältnis, wie man sie bezahlt. Dieser Gesellschaft sei das übrige Volk untertan. Zum Beispiel, wenn mein Nachbar meine Kuh zu haben wünscht, so mietet er einen Rechtsgelehrten, welcher beweisen soll, er müsse meine Kuh von mir erhalten. Als dann muss ich einen Rechtsgelehrten mieten, der mein Recht verteidigt.“

Claus möchte Dein Freund sein

Mittwoch, November 5th, 2014

Man könnte jetzt annehmen, die erneute Streikankündigung der GDL würde den Eisenbahnern die letzte Sympathie rauben und keinen Eintrag in CLaus Weselskys Freundebuch mehr einbringen. Aber weit gefehlt. Es gibt mehr Clausianer als man denkt. das beginnt bei den Fernbus- und Taxiunternehmen, geht über andere Knallchargen, deren Verfehlungen nicht mehr im Lichte der Öffentlichkeit stehen bis hin zu denjenigen, die sich verzweifelt Fragen, welche Visage sie als Hintergrund für ihre Dartscheibe verwenden sollen. Biographischer Hinweis: Claus Weselsky ist seit 202 freigestellter Betriebsrat bei der Bahn. Wenn er so weitermacht wird er bald freigestellter sein als ihm lieb ist.

Entdeckerehre

Dienstag, November 4th, 2014

Ist es Zufall oder Fügung, dass sich die Entdeckung Amerikas mit den Senatwahlen in den USA überschneiden? Vor mehr als 502 Jahren setzte Columbus – noch heute sind die Spanier der Ansicht, aus der Nummer hätte man mehr machen sollen – als erster Europäer seinen Fuß auf die Insel Guadelop und hatte damit den selben quasi schon so gut wie auf dem bis dato weißen-freien amerikanischem Kontinent. Und legte damit auch schon den Grundstein des TTIP-Abkommens. Die Besiedlung Amerikas durch die Europäer wurde gemeinhin nicht als der richtige Weg gesehen. Insbesondere die Indianer, Büffel, Afghanen und Iraner hätten sich gewünscht, der Sprung über den großen Teich wäre unterblieben. Und wenn man sich die Wahlprognosen für die Senatswahlen anschaut, so wäre es auch Sicht der Demokraten zumindest wünschenswert gewesen, wenn nicht soviel Republikaner eingewandert wären.

Oben wird die Luft dünn

Montag, November 3rd, 2014

Langsam wirds eng im Luftraum. Einmal treiben sich in letzter Zeit immer mehr russische Kampfbomber auf „Übungsflügen“ herum, dann kommt fast jeden Tag eine explodierte Weltraumrakete vorbei und man vermutlich bald damit rechnen, dass mit der Mauteinführung immer mehr Menschen von der Straße auf die Luft ausweichen. Wenn jetzt auch noch der Ölpreis sinkt und sich damit auch die Kerosinpreis im Rahmen bleiben und sich folglich weiter Krethi und Plethi mit dem Billigflieger die Zeit totschlagen, dann macht es auch keinen Spaß mehr mit dem Privatjet die Zeit und Zugvögel totzuschlagen.

Wie sage ich es dem Kinde?

Sonntag, November 2nd, 2014

Da war ein Gehilfen- und Dritte-Zähne-Klappern als die 20 Millionen Renterndiese Woche erfahren haben, dass die Rentenerhöhung 2015 geringer ausfällt, als erhofft. Man hat es aber auch nicht leicht mit den Lebensendabschnittlern. Ein sehr sensibler Haufen. Haben, Stichwort demographischer Wandel, nicht viel zu tun mit Enkeleinhüten. Entsprechend viel Zeit haben sie und wollen bespaßt werden. Da ist aber vorsicht angebracht, den der alte, hinfällige Mensch möchte natürlich nicht als alter, hinfälliger Mensch angesprochen werden. Man selbst fühlt sich bestenfalls Ende Zwanzig, auch wenn man ohne Rollator keine zwei Meter gehen kann. Entsprechend will man auch nicht als Rentner, Pensionär oder Senior angesprochen werden. Die Wirtschaft ist gezwungen sich einschleimerische Euphemismen auszudenken. Da ist dann von der Generation 50+, den Silver, Gold oder Best Agern die Rede. Da gibt es dann kein Senioren-Handy sondern ein Comfort-Telefon mit besonders großen Tasten. Der Rentner-Golf heißt jetzt auch nicht mehr Golf Plus sonder Golf Sports Van. Fast alles ändert sich, aber eines bleibt: das letzte Hemd hat keine Taschen, auch wenn es das eines Berufsjugendlichen ist.

Memmentag

Samstag, November 1st, 2014

Jetzt sind sie weg. Die Fahrer mit Saisonkennzeichen. Die ihre Cabrios, Coupes oder Motrorräder nur zwischen März/April und Ende Oktober auf den Straßen bewegen. Nur weil am Horizont möglicherweise ein Schneeflöcken dräuen könnte. Wie erbärmlich ist das doch. Vermutlich stehen die Boliden dann abgedeckt in der beheizent Garage. Pfui Teufel. Was ein echter Automobilist ist, der meldet sein Wagen das ganze Jahr an. Es ist logisch dass man bei Schneetreiben sein Motrorrad oder seinen Ferrari 250 GTO in der Garage lässt. Aber angemeldet, damit man einen Tag später bei frühlingshaften Temperaturen dann wieder zur Ausfahrt starten kann. Da sollte sich der Dobrint mal mit beschäftigen, statt mit seiner Maut rumzunerven. Saisonkennzeichenfahrer sollten verpflichtet werden ihr Auto rosa zu lackieren, wahlweise einen Hello-Kitty- oder einen Prinzessin-Lillyfee-Aufkleber auf der Rückscheibe zu führen und statt Motoröl Holundersirup zu verwenden