Volkersstimme

Muss das sein? Wurde hier nicht schon vor einer Woche explizit darauf hingewiesen, dass die Fernsehanstalten ihre Einnahmen aus Gebühren und Werbung nicht im Keller für schlechte Zeiten lagern sollen, sondern, zumindest einen Teil davon, ausgeben sollen um ein halbwegs aktzeptables Programm auf die Beine zu stellen? Und was muss man gestern abend wieder sehen? Man sinkt erschöpft von einer Woche Arbeit in den Kobaltminen in den Diwan, man zappt durch und kommt nur Müll. Man zappt nochmals durch. und nochmal. Und nochmal. Und endlich findet man etwas, das interessanter und unterhaltsamer erscheint als die restlichen Darbietungen. Und mit entsetzten stellt man fest, dass man bei Bernd dem Brot, dem Sendschlussfüller von Kika hängen geblieben. Shame on you, Fernsehschaffende.

Die Welt feiert 125 Jahre Rolltreppe. Und mit was? Mit Recht! Mit der Muttermilch saugt man die existenzielle Fahrtreppenregel, das höchste Gebot, die Mutter aller Vorschriften auf: Links gehen, rechts stehen. Giltet das eigentlich auch in Ländern mit Linksverkehr?

Was Burglind für den Süden ist Friedericke für den Norden: ein ordentlicher Sturm/Orkan. Dazu die Meldung in den Medien: im Bahnverkehr kommt es zu Verspätungen. Nochmal? Im Bahnverkehr kommt es zu Verspätungen. Ist das eine Meldung? Wenn die Züge – unabhängig von der Wetterlage – mal pünktlich kämen, das wäre doch eine Meldung. Oder?

Wenn man Detroit hört, denkt man eigentlich an den Niedergang der amerikanischen Automobilindustrie, Verlassenen Industriegebiet, Verfall und Entstädterung. Aber offensichtlich hat man noch eine präsentable Halle gefunden, um die diesjährige Automobil-Show abzuhalten. Die Detroit Motor Show, die mit vollem Namen North American international Auto Show (NAIAS) heißt, hat die Türen geöffnet. Und man sieht: die Amerikaner haben gelernt. Zwar ist des Amis liebstes Auto ein dicker Pick-Up, aber die Automobilindustrie hat darauf verzichtet die Dinger noch größer und durstiger zu machen. Der Verbrauch liegt nach wie vor im niedrigen zweistelligen Bereich. Und auch die neuen Trucks passen gut in eine normale amerikanische Garage. Dabei muss man allerdings wissen, dass in einer normalen amerikanischen Garage ein deutscher Smart in einem Zug wenden kann. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten: auch die US-Autobauer haben Abgasschummelsoftware eingesetzt. Deutsche Autobauer sind schockiert: dass die technische Entwicklung der amerikanischen Automobilindustrie technisch schon so weit ist, damit hat keiner gerechnet.

Jetzt ist es doch passiert. Eigentlich haben die Sondierer und designierten Koalierer vereinbart, keine Details und Vertraulichkeiten aus den Gesprächen auszuplaudern. Bei traditionellen Jägermeister-Wetttrniken beim Neujahrsempfang des SPD-Ortsverbandes Bonn-Beuel hat sich ein Sosialdemokrat verplaudert. Tatsächlich, so der Insider, hätte niemand Interesse daran, die Verhandlungen zum Abschluss zu bringen. Mit dieser perfiden Strategie wolle man die AfD auflaufen lassen. Keine Regierung. Keine Opposition. So einfach sei das. Das erste halbe Jahr seit der Bundestagswahl habe diese Strategie funktioniert. Jetzt gilt es nur noch dreieinhalb Jahre rumzukriegen.

Auf den ersten Blick eine widersprüchliche Nachrichtenlage: „Chinesen kaufen C&A“ und „China stoppt Müllimport aus Europa“. Letzteres ist aber tatsächlich nicht im übertragenen sondern im wörtlichen Sinn gemeint. Jahrelang haben die Chinesen Müll aus Europa importiert um diesen zu verbrennen oder in Primark-T-Shirts zu verwandeln. Und witzigerweise konnte dadurch in Deutschland die Recyclingquote erfüllt werden. Man ist nämlich, so lernen wir, nicht umweltfreundlich, wenn man die Umwelt schont, sondern nur, wenn man den eigenen Garten sauber hält. Wenn man den Nachbarsgarten verschmutzt macht das nicht, den die Richtwerte hierzulande werden eingehalten. Und der Deutsche, der tapfer und auf Weltspitzenniveau Verpackungen sammelt und trennt hat es ja schon immer vermutet: er trennt es in vier Tonnen, die dann zusammengeschüttet und verbrannt werden. Mit dieser Urban Legend kann man jetzt aufräumen: die vier Tonnen werden zusammengeschüttet und in China verbrannt.

Was musste sich der Düsseldorfer Modehändler C&A all die Jahre für Spott und Hohn über sich ergehen lassen. „Creation Assosial“ oder „Cheap an awful“ waren da noch harmlose Beschimpfungen – und vor dem Hintergrund von Mitbewerbern wie Takko, NKD oder KiK schmerzen solche Beschimpfungen umso mehr. Kein Wunder also, dass die Inhaberfamilie Brenninkmeijer angesichts solcher despektierlichen Bemerkungen die Schnauze voll hat. Es ehrt die Familie Brenninkmeijer, dass sie den Laden nicht gänzlich anzündet sondern lediglich veräußert. Leider ist es wieder der Chines, der hier die Finger im Spiel haben soll. Eine gewisse Ironie der Geschichte kann man der Aktion aber nicht absprechen: erst wandern die Arbeitsplätze der Textilindustrie nach Südostasien, dann kaufen die Südostasiaten auch noch den textilen Rest.

Wenn man nicht ganz bei der Sache ist, fragt man sich kurz, weshalb es eigentlich Leute gibt, die für Netflix, Sky und Co Geld ausgeben, wo doch die 40 handelsüblichen Sender doch genug Amüsement bringen sollten. Aber dann schaut man am Wochenende in die Kiste und weiß die Antwort. Weil nur Quark kommt: man zappt hoch und runter und das beste aus 40 Sendern ist noch eine Tatorwiederholung von 2009. Handball-EM ist etwas für spezielle Fans und wer jetzt noch mit Interesse die Fußball-Bundesliga verfolgt, der muss beim bairischen Vorsprung noch auf ein Wunder hoffen. Und im ersten kommt abends drei (sic!) Stunden lang eine seichte Singstunde mit dem Titel: „Das große Fest der Besten“. Was hier Florian Silbereisen zu suchen hat bleibt wohl auf immer ein Geheimnis der ARD-Verantwortlichen. An diesem Abend fällt es aber etwas leichter Silbereisen zu ertragen wenn man vorher die arte-Doku „Nacktmulle – Superhelden der Forschung“ gesehen hat.

In einem nächtlichen Gewaltmarsch haben sich die Haupt- und Nebensondierer von SPD und Union auf ein Sondierungsergebnis geeinigt. Motto: lieber schlecht regieren als gar nicht regieren. Unverzüglich machen sich Politikexegeten und Kaffeesatzleser daran, herauszuarbeiten, welche Partei sich mit welchen Punkten hat durchsetzen können. Es steht hier natürlich die Frage im Raum: wer ist Verlierer, wer ist Gewinner? Das ist aber selbstverständlich eine Ablenkungsdebatte. Verlierer ist natürlich, wie immer, der Steuerzahler.

Bis wann darf man eigentlich noch jemandem ein gutes neues Jahr wünschen ohne als kompletter Idiot dazustehen?
Zusatzfrage: welche Strafe wird eigentlich für diejenigen Haushalte verhängt, die jetzt immer noch ihre Weihnachtsdekoration in und ums Haus hängen haben? Ist in Fällen guter Führung auch eine vorzeitige Entlassung möglich?