Volkersstimme

Heute ist Valentinstag. Viele Glauben ja, dieser Tag der Verliebten sei ein Komplott der Blumen- und Naschwerkindustrie um den Verkauf nach oben zu jazzen. Tatsächlich war aber der Namensgeber Münchner Humorschaffende Karl Valentin. Er möchte einen Tag an dem ihm alle huldigen, ähnlich dem Bloomsday in Irland. Gleichzeit wollte er dadurch den Verkauf seiner CD ankurbeln. Die Idee kam dann aber nicht so recht in die Puschen – nicht zuletzt weil es bis zur Erfindung des CD-Players noch einige Jahrzehnte dauern wird. Frustriert verkaufte er die Rechte des Valentintages für 8,3 Mrd. Reichsmark an den Blumenhändler Erich Fleurop. Anfangs lief es auch mehr schlecht als recht. Als aber der Führer im Reichsschnittblumengsetzt vom 14. Februar 1934 den Kauf eines Blumenschmuckes für alle Reichs- und Volksdeutsche vorschrieb, ging es ab wie Schmidts Katze. Der Rest ist Geschichte.

Frank-Walther Steinmayer hat den höchsten Thron erklommen. Als Sigmar I wird fortan die Geschicke der Deutschen führen, begleiten und Moderieren. Stolz ist man aus Sicht der Sozialdemokraten. Das höchste Staatsamt in SPD-Hand, wenn es Schulzi-Baby nicht verkackt wir möglicherweise auch bald das Kanzleramt unter rote Flagge Segeln. Der Buchhändler und der Tischlersohn. So geht sozaildemokratisches Story-Telling. Aber wir brauchen keine Tischler und Buchhändler. Wir brauchen Ingenieure und Softwarespezialisten. Zukunftsfähigkeit geht anders.

Die Bundespräsidentenwahl war eine klare Sache. Franz-Walter Steinmeier wird gleich und deutlich im ersten Wahlgang gewählt – auch wenn man sich vielleicht ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Kandidaten Sonneborn gewünscht hätte. Das das Ergebnis so ausfallen würde war auch im Vorfeld schon mehr als deutlich klar. Da kann man sich fragen, weshalb man dennoch so einen großen Bohei um die Sache macht und 1260 Wahlmännerinen und Wahlmänner nach Berlin einbestellt – wovon ja mglicherweise der ein oder andere sogar noch – zu Lasten des Stuerzahlers !! – einen Fahrkostenzuschuss möchte. Aber egal. Walter Steinmeier solls jetzt machen und er wird wahrscheinlich nicht schlecht machen. Offensichtlich will er noch am Abend ein Dekret unterzeichnen, nachdem AfD Wähler aus sieben rechtslastigen Bundesländern bis auf weiteres nicht mehr nach Berlin reisen dürfen.

Trump soll die Kollektion seiner Tochter mit wohlfeilen Worten protegiert haben. Da ist die Aufregung allerorten groß. So berichtet die Süddeutsche Zeitung in der heutigen Ausgabe ausführlich auf Seite zwei über die präsidialen Verfehlungen. Als Blickfang gibt es auf der Seite ein großes Photo. Zu sehen ist Donald Trump und seine Tochter Ivanka – wohlgemerkt, nur Trump und seine Tochter. Die Bildunterschrift lautet:“ „Sie drängt mich immer dazu das richtige zu tun“, sagt Donald Trump über seine Tochter Ivanka (links), die ihn im Wahlkampf unterstützte.“ Für diejenigen, die es vergessen haben: es sind nur Trump und seine Tochter zu sehen. Davon abgesehen, dass Trump ganz sicher nicht links ist, kommt selbst der schlichteste Geist darauf, dass die Tochter nicht der alte Mann sein kann.
Diese journalistische Schludrigkeit ist doch der eigentlich Skandal. Dass Trump das Präsidentenamt nutzt um sich und den seinen Gutes zu tun ist doch klar – es wäre eher ungewöhnlich, wenn er das nicht tun würde.

Zum gestrigen ESC-Vorentscheid drängen sich gleich mehrere Fragen auf:
1. Gibt es eigentlich eine seichte Veranstaltung mit Gala-Charkater im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das nicht von Barbara Schöneberger moderiert wird?
2. Was war denn das für eine Aufmachung Barbara?
3. Gibt es eigentlich eine seichte musische Veranstaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das ohne Beiteilugung von Florian Silbereisen abläuft?
4. Wann schicken wir wieder jemanden zum ESC der zumindest eine theoretische Gewinnchance hat?
5. Wieso verraten wir unseren Song eigentlich im Vorfeld? Da können sich doch die Gegner darauf einstellen?

In den Talkshows besprechen lokale Größen lokale Probleme. Gut. Es werden aber auch von lokalen Größen globale Probleme besprochen. Nicht immer gut. Wenn man bei der Diskussionsrunde über die internationalen Auswirkungen der trumpschen Politik gestalten wie die bayrische Landwirtschaftministerin  Ilse Aigner sitzen hat, dann kann man gleich zum Dschungelcamp schalten. Es ist erstaunlich, dass die Talkrunderedakteure immer noch nicht begriffen haben, dass man das CSU-Personal bei Themen die über „Wer wird künftig Bayern regiern“ nicht einladen darf – außer man plant eine Talkshow-Satire. Aber auch ohne bajuwarische Talkgäste erscheint einem immer mehr Runden wie der Klassenrat in einer 3.Klasse: jeder diskutiert mit bemühtem Ernst, unter Strich sind die Beiträge aber bestenfalls süß und selbstverständlich ohne jedwede Relevanz oder gar Folge. Man könnte mal spaßeshalber versuchen alte Sendungen zu wiederholen und abzuwarten, ob es überhaupt jemand merkt.

Die Nachrricht schlug ein wie eine Neutronenbombe: Philipp Lahm tritt am Ende des Jahres von seinen Ämtern im defensiven Mittelfeld der Bayern zurück. Sogar Donald Schlumpf soll beim Dekreteunterzeichnen kurz innegehalten haben. Aber damit nicht genug: Lahm wird wohl auch nicht Sportdirektor des FCB. Schlimm, aber nicht tragisch, denn viele andere Menschen werden auch nicht SPortdirektor des FCB. Vielleicht kann eine Selbsthilfegruppe eine Lösung sein. Und Philipp? Keine Arbeit, keine Folgeauftrag? Muss man sich sorgen? Hat er etwas zurückgelegt oder wird man beim nächsten Spiel der Münchner Kindl den Hut Kreisen lassen? Wir drücken Philipp jedenfalls die Daumen, dass er nicht in einem Jahr im Dschungelcamp oder als Nationaltrainer in Ulan Bator auftaucht – was von beidem schlimmer ist diskutieren Berti Vogts und Thmas Häßler anschließend im Live-Chat.

Viele Ereignisse bleiben einem für immer im Gedächtnis. Beispielsweise weil was man am 11.September 2001 gemacht hat. Oder weshalb man damals in die SPD eingetreten ist. Für viele war Willy Brandt der Anlass sich das rote Parteibüchlein zu holen. Der ältere Sozialdemokrat erinnert sich mit Tränen daran zurück. Mit den folgenden Vorsitzenden ging die Beitrittseuphorie ein wenig nach unten. Mit Rudolf Scharping glaubte man einen Tiefpunkt erreicht zu haben, kannte damals aber Platzeck noch nicht. Und jetzt: Schulz. Der neue Vorsitzende räumt alle Rekorde ab. SPD im Aufschwung. Überflügelt die Kanzlerin in der Beliebtheit. Und sorgt für eine neue Eintrittwelle bei der totgesagten Grand old party. In den Nachrrichten sieht man Ortsvereinsvorsitzende, die mit Tränen in den Augen davon berichten, wie man ihnen alle Parteibücher die man auf Lager hat aus den Händen gerissen hat – alle beiden sind weg! Und was sagt Martin Schulz? Er sagt: man müsse mehr für die hart arbeitenden Menschen tun. Was ist aber, wenn auffällt, dass der Großteil der Menschen gar nicht hart arbeitet, sondern im Büro sitze, die Stunden bis zum Feierabend zählt und versucht die Firmenfire-Wall zu umgehen um sich Schweinkram herunterzuladen.

Er drückt das Gaspedal im Leerlauf durch. Einmal, zweimal, dreimal. Der Motor heult auf. Und nochmals. Bis er sicher sein kann, dass jeder zuschaut. Dann legt er den Gang ein. Gibt Gas. Mit angezogener Handbremse. Die Reifen drehen heulend auf dem Asphalt durch. Eine Rauchwolke steigt auf. Unter dem tänzelnden Wagenheck sieht man die schwarzen Spuren, die die durchdrehenden Räder auf die Straße zeichnen. Jetzt. Langsam löst er die Handbremse. Der Wagen schießt – nach hinten und kracht scheppernd in die Wand. Shit. Rückwärtsgang eingelegt.
(Diese Short-Story wurde inspieriert vom Einreise-Stopp-Dekret eines nicht näher bestimmten Präsidenten)

Jeden Morgen wacht auf, schüttelt den Kopf und wundert sich, dass Tonald Drump noch Präsident ist. Dann sitzt man am Frühstückstisch und wundert sich, dass Trumpy-Baby noch keinen rausgehauen hat, bis einem einfällt, dass ja – Stichwort Zeitumstellung – auch ein Präsident muss beim die-Welt-in-den-Arsch-treten schlafen oder „Findet Dorie“ anschauen. Beim Mittagessen beneidet man dann die Karikaturisten und Satireschaffenden denen Dank Trump der Rotz quasi die Backen raufläuft. Abends dann endlich wieder ein Deppen-Dekret, so dass man wieder den Kopf schütteln muss, bis man vor Nackenschmerzen unter die Rotlichtlampe muss.